Offener Brief an die Umweltministerin NRW

Der Wald als Kathedrale des Klimaschutzes Offener Brief an die Umweltministerin von NRW Sehr geehrte Frau Heinen-Esser, Sie sind Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen und Mitglied der CDU. Vor einiger Zeit haben Sie Wälder als „Kathedralen des Klimaschutzes“ bezeichnet. Wir sind beeindruckt von dieser starken Formulierung. Hätte sie ein grüner Politiker verwendet, hätte man ihm vermutlich vorgeworfen, Klimaschutz zu einer Ersatzreligion machen. Darum ist es gut, dass das Wort von Ihnen stammt.

01.03.21 –

Der Wald als Kathedrale des Klimaschutzes

Offener Brief an die Umweltministerin von NRW

Sehr geehrte Frau Heinen-Esser,

Sie sind Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen und Mitglied der CDU. Vor einiger Zeit haben Sie Wälder als „Kathedralen des Klimaschutzes“ bezeichnet. Wir sind beeindruckt von dieser starken Formulierung. Hätte sie ein grüner Politiker verwendet, hätte man ihm vermutlich vorgeworfen, Klimaschutz zu einer Ersatzreligion machen. Darum ist es gut, dass das Wort von Ihnen stammt.

 

Auch uns erinnern Wälder an Kathedralen – besonders die jahrhundertealten Buchen wirken wie schlanke Säu-len. Für Sie als Kölner Katholikin steckt sicher noch mehr dahinter: Sie wissen um die Heiligkeit von Kathedra-len. Wer Kathedralen abreißt, begeht einen Frevel.

Nun müssen wir Ihnen aber leider mitteilen, dass Ihre Parteifreunde in unserer Gemeinde genau das tun. Man kann es sogar noch drastischer ausdrücken: In den letzten 30 Jahren hat sich die CDU-Fraktion im Engelskirche-ner Rat keine einzige Gelegenheit entgehen lassen, Wald in Bauland umzuwandeln. Es ist uns kein Fall bekannt, wo sich die CDU einmal für den Erhalt des Waldes stark gemacht hätte. Das Ergebnis: Wo früher Wald wuchs, sind Gewerbegebiete und Wohnareale entstanden.

 

So ist es auch jetzt wieder: In Engelskirchen gibt es ein Landschaftsschutzgebiet, das größtenteils bewaldet ist. Seit kurzem ist es unter dem Namen „Buschhausen-Süd“ bekannt. Es soll dort eine Einfamilienhaussiedlung entstehen. Diesen Plan hat sich die Verwaltung ausgedacht. Unser Bürgermeister ist dafür – und die größten Fans sitzen in der CDU-Fraktion.

 

Wir würden nun gern von Ihnen wissen, wie Sie dazu stehen. Gilt Ihr Wort vom Wald als „Kathedrale des Klimaschutzes“ noch? Werden Sie nach Engelskirchen kommen und der CDU-Fraktion ins Gewissen reden? Oder wenigstens den Vorsitzenden des Ortsverbandes anrufen?

 

Führen Sie überhaupt eine innerparteiliche Diskussion um Fragen des Klimaschutzes? Sie bemühen ein sakrales Wort – die Kathedrale - für den Wald, während Ihre Parteifreunde ihn abholzen lassen. Wie kann das sein? Ist das „nur“ ein Kommunikationsproblem oder steckt dahinter ein System? Mit Sonntagsreden von der „Bewahrung der Schöpfung“ Wählerstimmen sammeln und montags mit dem Gegenteil Geld verdienen?

 

Bitte verstehen Sie uns richtig: Wir finden es mutig, wie weit Sie sich mit Ihrer zugespitzten Formulierung vorgewagt haben. Aber gern wüssten wir von Ihnen, wie Sie mit diesem Widerspruch umgehen.

 

In Erwartung Ihrer Antwort und mit freundlichen Grüßen

 

Ihre Engelskirchener Grünen

Martin Bach (Sprecher des Ortsverbandes BÜNDNIS 90/DIE GRÜMEN Engelskirchen)