BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Grüne Engelskirchen

Grüne fordern stärkere Belohnung der Energiesparer statt Unterstützung von Energieverschwendung

Zu den zum 1.11.1999 angekündigten Tarifänderungen der Stromversorgung Aggertal erklärt Helmut Schäfer, der die Gemeinde Engelskirchen bisher im Aufsichtsrat des Unternehmens vertreten hat:

„Die von der Geschäftsführung der Aggerstrom zum 1.11. angekündigten Tarifänderungen bevorzugen einseitig die Vielverbraucher im Haushaltsbereich. Nach dem von der Geschäftsführung angekündigten Wahltarif sollen Energieverschwender zukünftig die Kilowattstunde bei einer Grundgebühr von 365 DM (1 DM  pro Tag) für 19 Pf angeboten bekommen.

Ein Rechenbeispiel zur Erläuterung der Auswirkungen: Verdoppelt ein energieintensiver Haushalt seinen Stromverbrauch von 5400 kWh (dies ist schon sehr viel!) auf 10800 kWh, so erhält er die Kilowattstunde elektrische Energie für durchschnittlich 22,38 Pf statt  25,76 Pf.

Die Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verkennt nicht, daß es nicht die originäre Absicht der Geschäftsführung ist, Energieverschwendung zu belohnen, sondern daß der unter der harmlos anmutenden Bezeichnung „Aggerstrom Haus und Familie“ angebotene Wahltarif als Anwort auf Dumpingangebote von Mitbewerbern gedacht ist.

Aus Sicht von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN geht es jedoch nicht an, daß ein Unternehmen, das sich selbst in seinem Gesellschaftervertrag als ökologisch ausgerichtetes Dienstleistungsunternehmen bezeichnet, lediglich die Energieverschwender umwirbt, sparsame und ökologisch verantwortungsbewußt handelnde Haushalte jedoch nicht belohnt.

Wir fordern deshalb die Stromversorgung Aggertal auf, zumindest gleichzeitig den Energiesparern (auch die gibt es!) als Wahltarif einen Tarif ohne jede Grundgebühr anzubieten. Die bisherige Geschäftspolitik ging zudem in diese Richtung.

Darüber hinaus ist es angesichts des liberalisierten Energiemarktes dringend erforderlich, den Umbau des Unternehmens zu einem Dienstleistungsunternehmen zügig voranzutreiben. Wer im Konkurrenzkampf im hart umkämpften Energiemarkt bestehen will, darf seine Geschäftspolitik nicht einseitig am Verkauf der Ware „Strom“ orientieren, sondern muß sich stärker für die Bereitstellung anderer Dienstleistun­gen öffnen. Allein im Bereich der Sanierung maroder öffentlicher Gebäude ergibt sich an­gesichts der leeren Kassen der Kommunen ein riesiges Handlungsfeld für sinnvolle Con­tractingmaßnahmen. Solche lassen sich besser in Angriff nehmen, wenn die angestrebte Fusion mit der Gasgesellschaft Aggertal zu einem kommunalen Querverbundunterneh­men von den politisch Verantwortlichen mit mehr Engagement vorangetrieben wird, als dies in der Vergangenheit der Fall war.

Darüber hinaus muß der mit der Aufstellung des Förderprogramms „Agger­strom öko-logisch“ erfolgreich begonnene Weg, die Nutzung der Sonnenenergie in Oberberg zu fördern, konsequent weiter verfolgt werden.

Die Erzeugung von Solarstrom sollte im Versorgungsgebiet der Aggerstrom z.B. durch ein "100-Dächer-Programm" gefördert werden. In Anlehnung an das Aachener Mo­dell sollte die private Stromerzeugung aus Sonnenenergie kostendeckend vergütet wer­den. Das Budget der Aggerstrom würde durch ein "100-Dächer-Programm" nicht belastet werden. Zur Finanzierung des Mehrbedarfs sollte die Aggerstrom bei der Preisaufsicht des NRW-Wirtschaftsministeriums einen Antrag auf Strompreiserhöhung bis zu einem Prozent für Tarif- und Sonderkunden stellen (angesichts des dramatischen Preisverfalls am Energiemarkt wäre dies problemlos zu verkraften).

Durch ein  "100-Dächer-Programm" könnten jährlich 161.700 kWh ersetzt werden, die an­sonsten fossil oder atomar erzeugt werden müßten. Das bedeutet: Die Umwelt würde durch 162 Tonnen weniger Kohlendioxid sowie weniger Flugasche, Schwefeldioxid und Stickoxid entlastet. Ein "100-Dächer-Programm" der Aggerstrom könnte ein be­scheidenen Beitrag dazu leisten, die Entwicklung von Photovoltaikanlagen in Einzelanfertigung bis hin zur Massenproduktion voranzutreiben.“

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